Essen und Esskultur

Mit dem zunehmenden Wohlstand in den letzten Jahrzehnten hat sich auch das Essen und die Esskultur in den Oasen verändert. Früher aß man hauptsachlich, was die Gärten der Oasen hergaben; v.a. viele Hülsenfrüchte und natürlich Datteln.
 
Datteln isst man heute auch noch gerne, aber es hat sich der Verzehr von Fleisch und Gemüse aller Art durchgesetzt. Bei Einladungen ist es üblich, dass zuerst ein Vorspeisenteller gereicht wird. Darauf zu finden ist meist eine Nudelsuppe (Shourba Lizan Asfur), selbst eingelegte Oliven (jede Familie hat ihr eigenes Rezept) und Gemüse der Saison. Heute gibt es Molochija, Bamia (Okraschoten), Kartoffelgemüse und einen Salat aus kleingeschnittenen Gurken und Tomaten. Dazu das Oasenbrot Fas, das zweimal gebacken, so steinhart und monatelang haltbar wird.
Als Hauptgang gibt es Reis, entweder natur oder als Sekuti (mit Zwiebeln und in Fleischsaft gekocht). Natürlich darf das Fleisch nicht fehlen. Hauptsächlich gibt es Geflügel (Hühnchen); bei Einladungen auch Ente, Gans, Pute oder Rindfleisch, selten Schaf oder Ziege. Es gibt Familien, in denen sich die Familienmitglieder beschweren, wenn es mal einen Tag lang kein Fleisch gibt.
 
Wenn man keine Lust auf Fleisch hat, gibt es Fisch. Dieser wird in Kühlwagen aus Kairo geliefert. Tiefkühlwagen bringen tiefgefrorenen Pangasius oder argentinisches Rindfleisch bis in die letzten Ecken der Oase. Als Nachspeise wird Obst der Saison gereicht, manchmal auch Basbusa und andere süße Leckereien (besonders im Ramadan).
Das Nahrungsmittelangebot hat in den letzten Jahren stark zugenommen, v.a. in der Vielfalt. Mittlerweile gibt es in mehreren Läden Cornflakes, Ketchup oder Mayonaise. Vor ein paar Jahren musste man sich solche ausgefallenen Artikel noch selbst in Kairo besorgen.
 Gegessen wird in der Oase Bahariya nicht vom eigenen Teller sondern es setzen sich alle um einen kleinen niedrigen Tisch herum auf den Boden und essen mit ihren Löffeln aus Schüsseln. Mit dem Brot wird in das Gemüse eingetunkt und verzehrt. Nur für das Fleisch darf man auch seine Finger benutzen. Nach dem Essen steht derjenige, der fertig ist, sofort vom Tisch auf. Es gilt als unhöflich anderen beim Essen zuzusehen. Die Hände wäscht man sich selbstverständlich auch sofort nach dem Essen. Wenn alle fertig sind, wird schwarzer, süßer Tee gereicht.
Bei großen Familien finden nicht alle Personen um den Tisch herum Platz. Daher gibt es eine Rangfolge beim Essen: erst die Männer und Jungen, dann die Frauen und kleinen Kinder. Begründet wird das damit, dass die Frauen des Hauses das Essen kochen und dabei immer wieder probieren. Sollten Gäste geladen sein, wird den Gästen selbstverständlich als erstes serviert.