Farafra, Dachla und Kharga - Oasen des "Neuen Tals"

Die Oasen Farafra, Dachla und Kharga haben gemein, dass Ihnen die ägyptische Regierung im Rahmen des New Valley Projekts verstärkt Aufmerksamkeit schenkt: Seit den 1950er Jahren wurde durch verbesserte Wasserförderung und Gewinnung neuen Kulturlandes ein neuer Lebensraum für viele Familien aus dem übervölkerten Niltal geschaffen. So stieg die Bevölkerung im "Neuen Tal" von ein paar Tausend in den 50er Jahren auf über 300.000 an. Aber auch in diesen Oasen gibt es nur fossiles Wasser, das nicht unerschöpflich ist. Daher gab es den Plan Wasser vom Nassersee und somit dem Nil über ein Kanalsystem (bekannt als Toschka Projekt) durch die Wüste bis nach Farafra zu leiten. Jedoch wurde dieser Plan geändert: Heute soll das Kanalsystem nur noch bis nach Kharga reichen.
 
In der Oase Farafra sind wohl die stärksten Veränderungen seit Beginn des New Valley Projekts zu beobachten: Die Bevölkerung stieg von ein paar Hundert in den 1980er auf über 20.000!
Der alte Kern von Farafra hat sich stark gewandelt: Die traditionellen Lehmhäuser mussten modernen, mehrstöckigen Häusern weichen. Als sich zeigte, dass genügend Wasser in Farafra vorhanden war, schossen die Neulandgebiete aus dem Boden und es ließen sich v.a. Neusiedler aus Oberägypten in Farafra nieder. Auch viele Christen sind darunter: Alle bekamen hier die Gelegenheit ihr eigenes Stück Land zu bewirtschaften. Das Farafra von heute ist ein ganz anderes als das Farafra der 80er Jahre. Auch Farafra kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, jedoch finden sich heute kaum noch Überreste aus der Vergangenheit. Es muss davon ausgegangen werden, dass sie niemals eine annähernde Bedeutung besaß wie die übrigen Oasen.
Zu den heutigen Sehenswürdigkeiten zählt v.a. die kleine Galerie des Künstlers Badr, der unglaublich schöne und vielseitige Werke schafft.
 
Die Oase Dachla erstreckt sich in östlich-westlicher Richtung über gute 80 km und ist bis ca. 25 km breit. Ca. 100.000 Menschen leben im gesamten Oasengebiet. Dachla setzt sich derzeit aus 16 verschiedenen Ortschaften zusammen, darunter El Qasr und Mut, die Hauptstadt der Oase.
Haupteinnahmequelle ist auch hier die Landwirtschaft. Daneben ist Dachla seit alters her berühmt für seine Handwerker, insbes. Töpfer und Korbmacher haben sich einen guten Ruf erarbeitet.
Dachla ist schon seit prähistorischer Zeit besiedelt. Etwa 5000 vor Christus soll es hier eine gras- und wasserreiche Savanne gegeben haben. Funde von Tierknochen von Elefanten, Auerochsen, Straußen, Zebras, Gazellen und Hirschen bestätigen diese Vermutung. Belegt ist weiterhin, dass Dachla bereits im Alten Reich Handel mit den Pharaonen vom Nil trieb.
Neben historischen Sehenswürdigkeiten wie z.B. der islamischen Altstadt von El Qasr und dem römischen Tempel Deir El Hagar ist Dachla v.a. landschaftlich reizvoll: Die Felder der Oase bilden mit ihrem satten Grün einen erstaunlichen Kontrast zu dem im Hintergrund der Oase schimmernden rosaroten Felsabbruch.
 
Die Oase Kharga erstreckt sich in nördlich-südlicher Richtung über gute 200 km, ist ca. 15 bis 40 km breit und damit die größte Oase der Westlichen Wüste (Sonderfall Fayoum ausgenommen).  Insgesamt leben derzeit ca. 200.000 Menschen im Oasengebiet.
Kharga liegt nur ca. 180 km vom Nil entfernt und ist damit diejenige der Oasen, die am meisten von der Kultur des Nils beeinflusst war. Kharga's Geschichte kann ebenfalls bis ins Alte Reich zurückverfolgt werden. Daneben gibt es Hinweise auf frühere Besiedlungen.
Es gibt zahlreiche historische Sehenswürdigkeiten in Kharga: z.B. den sehr gut erhaltenen Hibis Tempel aus dem 5. Jhd. v. Chr. und die frühchristliche Nekropole von Bagawat, die zu den bekanntesten Stätten des Christentums in Ägypten gehört und 263 Grabkapellen aus dem 4. bis 8. Jahrhundert umfasst.
Südlich von Kharga-Stadt liegen die Ruinen von Dusch, einem ehemaligen Karawanenknotenpunkt, der an der Kreuzung des Darb El Arbain (Straße der 40 Tage) und des Darb El Dusch lag.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Tempel und Forts im Gebiet von Kharga. Besonders in römischer Zeit wurde die Oase von Forts, wie dem Qasr Labakha oder der Anlage bei Umm El Dabadib, gesichert. Diese Anlagen waren selbst wie kleine Oasen; das geförderte Wasser wurde durch kilometerlange unterirdische Kanäle (Qanate) auf die Felder geleitet.